Pressemitteilung/Stellungnahme von LEAP Deutschland 09.02.2021
Der Vorsitzende von LEAP Deutschland Hubert Wimber erklärt:
„Stand 24.03.2020 waren dem Bundesministerium für Gesundheit keine Todesfälle durch Cannabis bekannt. Aussagen ohne jede erkennbare Sachkompetenz durch Innenminister Herbert Reul, sind geeignet, sowohl Glaubwürdigkeit als auch Akzeptanz polizeilichen Handelns öffentlich zu schädigen.“
Quelle: https://fragdenstaat.de/anfrage/cannabistote-in-deutschland/
Zum Hintergrund:
In den Aachener Nachrichten lässt sich der Innenminister des Landes NRW mit folgenden Worten zitieren: „Das ist eine sehr erfolgreiche Woche für uns im Kampf gegen die Drogenkriminalität“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). „Wir reden hier nicht von Amateur-Botanikern mit einer Zimmerpflanze, sondern von professionell organisierten Kriminellen, die mit modernster Technik und ohne Skrupel Millionen-Umsätze machen wollen. Und: Das Zeug ist reines Gift. Die Drogen haben extrem hohe Wirkstoffgehalte, das ist lebensgefährlich.“
Solche Aussagen empfinden wir im Hinblick auf die gebotene Versachlichung der Debatte um eine zeitgemäße Drogenpolitik als besorgniserregend rückwärtsgewandt.
Hier spricht ein amtierender Landesinnenminister von Lebensgefahr im Zusammenhang mit Cannabis, was unseres Erachtens nicht dem allgemein akzeptierten Stand des Wissens entspricht. Tatsächlich aber geht von einer Unzahl synthetischer Cannabinoide, die sowohl als Streckmittel illegal gehandeltem Cannabis zugesetzt werden, als auch in sog. Kräutermischungen Verwendung finden, eine inzwischen nicht mehr zu ignorierende Lebensgefahr für Konsumenten aus – ohne das diese Herrn Reul eine Erwähnung wert wäre.
Diese Substanzen sind ursprünglich als legale Alternativen zu Cannabis entstanden. Es besteht daher höchstwahrscheinlich eine Korrelation zwischen deren bewusster Verwendung durch Konsumenten und dem Grad der auf diese Konsumenten wirkenden Repression. Zunehmend jedoch finden diese Substanzen auch Verwendung als Wirkverstärker und/oder Streckmittel im illegalen Cannabis-Markt. Damit geht eine erhebliche und obendrein für die oft jugendlichen Konsumenten nicht erkenn- und einschätzbare Erhöhung gesundheitlicher Gefahren einher.
Wir stellen fest:
Die Aussage, Cannabis mit hohem Wirkstoffanteil sei lebensgefährlich, zeugt von erheblichem Nachholbedarf seitens Herrn Reul hinsichtlich der Gesamt-Thematik.
Zu behaupten, einen Cannabis-Anbau – und sei er noch so groß – beendet zu haben, sei ein Erfolg im Kampf gegen Drogenkriminalität, blendet die Realitäten eines sich verknappenden Schwarzmarktes unter Pandemiebedingungen auf für Konsumenten lebensgefährlich Weise aus.
Sich der tatsächlich lebensgefährlichen Resultate einer gescheiterten Verbotspolitik offenbar gar nicht bewusst zu sein, entbindet auch einen Innenminister nicht von seiner Verantwortung.
Auf unsere Stellungnahme vom 25.10.2019 zum Thema Berichterstattung über Drogenkriminalität möchten wir hier im Übrigen erneut hinweisen. -> https://leap-deutschland.de/drogenfunde/
Quelle: https://www.aachener-nachrichten.de/nrw-region/sieben-maenner-bei-razzia-festgenommen_aid-56066445
Unsere Pressemitteilung als pdf-Dokument finden Sie hier.